Der in Südserbien geborene römische Imperator Justinian I. wollte in seinem Heimatgebiet eine nach ihm benannte Stadt errichten. So entstand im 6. Jahrhundert Justiniana Prima, eine der wichtigsten byzantinischen Städte auf dem Balkan.
Man nennt sie auch Caričin grad, nach dem Fluss Caričina, einem der zwei Flüsse an dessen Mündung die Stadt auf einem terrassenförmigen Plateau errichtet wurde. Justiniana Prima liegt auf den sanften Hängen des Radan-Gebirges, die zum Becken der Leskovačka kotlina hinabgleiten, an einem Ort der außerhalb der wichtigsten Reisewege ist.
Im gesamten umliegenden Gebiet wurden Überreste von 10 frühchristlichen Kirchen (Basiliken) gefunden, die den Status von Caričin grad als Kirchenzentrum des gesamten nördlichen Ilyrikums verdeutlichen. Ein Rundgang durch die ummauerte Anlage führt Sie durch drei Einheiten: die Akropolis, die Oberstadt und die Unterstadt.
Auf der Akropolis, dem Teil der Stadt, der zuerst gebaut wurde, sehen Sie die Überreste der großen bischöflichen Basilika und des Bischofspalastes. Direkt hinter der Kirche befinden sich die Reste eines großen, in Stein gehauenen Beckens, welches mit Wasser aus einem 16 Kilometer langen Aquädukt gefüllt wurde, das bis zum Petrov-Agora-Berg reichte. Das runde Forum unter diesem Komplex wurde einst von einer monumentalen vergoldeten Statue des Stadtgründers geschmückt. Heute beherbergt dieser Teil der Stadt die Überreste einer Kirche mit einem Mosaik in neun Farbtönen. Die Überreste einer Basilika in der Unterstadt sind mit dem Monogramm von Kaiser Justinian verziert. Unweit der Mauern der Kaiserstadt befinden sich die Reste eines römischen Bades.
Das Jahr 615 n. Chr. markiert den Beginn des Niedergangs der Kaiserstadt. Aus Angst vor den immer häufiger werdenden Überfällen durch Awaren und Slawen begann die lokale Bevölkerung zu fliehen. Es wird angenommen, dass entweder ein Feuer oder ein feindlicher Angriff auf das Aquädukt während der häufigen Belagerungen auch die letzten verbliebenen Bürger dieser einst mächtigen Stadt vertrieben hat.
Die Überreste von Stadtmauern und Säulenstraßen, zahlreichen Basiliken und öffentlichen und privaten Gebäuden mit Wasserversorgungssystemen, Becken und Bädern vermitteln ein anschauliches Bild von der einstigen Pracht dieser ehemals üppigen Stadt, die als einer der Höhepunkte der Zivilisation der griechisch-römischen Welt galt.