Der Kristall von Ušće, der den Geist der zeitgenössischen Kunst bewahrt

Ein Haus, das auf zwei Flüsse blickt

Stellen Sie sich vor, Sie spazieren durch das sanfte Grün von Ušće, dort, wo Save und Donau leise miteinander verhandeln, wie ihre Reise weitergehen soll. Vor Ihnen, aus dem Gras heraus, erhebt sich ein Gebäude, das wie ein an das Ufer gelehnter Kristall wirkt – das Museum für Zeitgenössische Kunst in Belgrad. Kein Zufall, dass es genau hier steht: Bereits 1958 entschied die Stadt, die Moderne Galerie zu gründen, eine Institution, die den frischesten Strömungen der jugoslawischen Kunst folgen sollte. Einige Jahre später wurde der Standort gewählt – Neu-Belgrad, direkt an der Mündung, gegenüber der Festung Kalemegdan.

Am 20. Oktober 1965 eröffnet – am Tag der Befreiung Belgrads – war das Museum von Beginn an als große Bühne für zeitgenössische Kunst gedacht. Der Bau stammt von den Architekten Ivan Antić und Ivanka Raspopović, die dafür den Oktoberpreis der Stadt Belgrad erhielten. Ihr „Kristall von Ušće“, wie er oft genannt wird, erschien bald in renommierten internationalen Architekturzeitschriften und wurde zu einem der markantesten Symbole des jugoslawischen Modernismus.

Im Inneren werden heute Zehntausende Kunstwerke bewahrt – von frühen Arbeiten serbischer und jugoslawischer Modernisten bis hin zu zeitgenössischen Installationen, Performances und Videokunst. Doch der wahre Zauber dieses Museums liegt nicht nur in seiner Sammlung, sondern in dem Gefühl, eine Zeitkapsel zu betreten: Während sich vor Ihnen Bilder, Skulpturen und Projektionen abwechseln, rahmen die großen Glasflächen weiterhin Gras, Bäume und die Flüsse ein, die ruhig ihren Lauf nehmen.

Photo: Bojana Janjić – Museum of Contemporary Art

Ein Museum im Park, ein Park im Museum

Im Gegensatz zu vielen Museen weltweit, die aus Betonlandschaften herausragen, scheint das Museum für Zeitgenössische Kunst geradezu in den Park eingebettet zu sein. Auf der einen Seite die Promenaden, Radwege und Bänke von Ušće; auf der anderen ein Skulpturenpark mit Werken der bedeutendsten jugoslawischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Beim Näherkommen hat man das Gefühl, immer noch draußen zu sein und doch bereits drinnen; steigt man die Stufen hinauf und betritt das Gebäude, führt einen die Architektur durch eine Reihe miteinander verbundener galerieartiger „Zellen“, in denen der Raum sanft fließt – ohne abrupte Übergänge, wie ein Spaziergang durch einen gut geschriebenen Roman.

Die Fremdenführer sagen hier gern zu den Besuchern: „Wenn Sie sich verlaufen – schauen Sie einfach aus dem Fenster.“ Sie werden immer eine Baumkrone, einen Fluss oder die Festung gegenüber sehen und wissen, wo Sie sind. Diese ständige Verbindung mit der Natur und der Stadt macht den Museumsbesuch zu etwas weit Größerem als einem reinen „Ausstellungsrundgang“ – es ist ein kleiner urbaner Spaziergang durch Landschaft, Geschichte und Ideen.

Und wenn Sie mit dem Rundgang fertig sind, genügen ein paar Schritte, und schon stehen Sie wieder im Gras, nur wenige Meter vom Wasser entfernt. Kinder laufen zwischen den Skulpturen hindurch, Radfahrer ziehen vorbei, jemand führt seinen Hund aus… Hier lebt die zeitgenössische Kunst wirklich gleichzeitig draußen und drinnen.

Photo: Bojana Janjić – Museum of Contemporary Art

Photo: Bojana Janjić – Museum of Contemporary Art

Im Laufe der Jahrzehnte hat das Museum für Zeitgenössische Kunst zahlreiche bedeutende Künstler empfangen, doch eine Ausstellung hat besonders starke Resonanz erzeugt – die Marina-Abramović-Retrospektive „The Cleaner“. Es war die erste große europäische Retrospektive dieser weltweit bekannten Performancekünstlerin, in enger Zusammenarbeit mit ihr vorbereitet, mit über 120 Werken – von frühen Performances der 1970er Jahre bis hin zum ikonischen Stück „The Artist Is Present“. In diesen Monaten erinnerten die Warteschlangen vor dem Museum an eine Hollywood-Premiere – nur dass die Stars mutige künstlerische Experimente waren.

Das Museum war zehn Jahre lang wegen Renovierung geschlossen, von 2007 bis 2017. Als es wiedereröffnet wurde – erneut am 20. Oktober, dem gleichen Datum wie 1965 –, scherzten die Belgrader, sie hätten „ihr Fenster zur Welt der zeitgenössischen Kunst zurückbekommen“. Und tatsächlich – das renovierte Gebäude glänzte wie ein neuer Kristall an der Mündung, mit bewahrter Originalarchitektur und moderner Technologie, die heutigen Ausstellungsstandards entspricht.

Deshalb: Wenn Sie das nächste Mal durch den Park von Ušće spazieren, gehen Sie nicht einfach an diesem funkelnden „Kristall“ vorbei. Treten Sie ein. Vielleicht werden Sie mit einer Frage mehr hinausgehen, als Sie hineingekommen sind – doch in der zeitgenössischen Kunst, wie auch in Belgrad, ist das oft das schönste Souvenir.

Von Marina Abramović bis zu Belgrader Geheimnissen

Photo: Bojana Janjić – Museum of Contemporary Art

Photo: Bojana Janjić – Museum of Contemporary Art

Photo: Bojana Janjić – Museum of Contemporary Art

Photo: Bojana Janjić – Museum of Contemporary Art

Photo: Bojana Janjić – Museum of Contemporary Art

img-left

MUSEUM OF CONTEMPORARY ART
Address: Ušće 10, Blok 15
11070 Belgrade

Phone: +381 (0)11 3115 713
Email: msub@msub.org.rs
Web site: https://msub.org.rs/

*Translation powered by AI

This site is registered on wpml.org as a development site.